Marc-Philipp Kochendörfer
Schauspieler
Marc-Philipp Kochendörfer
Schauspieler
Referenzschreiben:
„Marc-Philipp weiss als Schauspieler sehr genau, warum er wann welche Angebote macht. Er ist äußerst selbstständig, er kann gleichzeitig sehr gut auf Vorschläge seitens der Regie eingehen und setzt seine Mittel sprachlich und körperlich handwerklich auf hohem Niveau und sehr professionell ein. Er ist immer präsent und sehr gut vorbereitet. Dabei ist er kollegial und kooperativ. Er liebt seinen Beruf. Er geht verantwortlich und liebevoll mit den Figuren und Aufgaben um. Er behält seine hohe Präsenz und entwickelt seine Figuren weiter, ohne die gemeinsam gesetzte inhaltliche Vision zu verlieren. Es war für mich eine große Freude, mit ihm zu arbeiten.“ Crescentia Dünßer, Regisseurin und Intendantin
Marc-Philipp Kochendörfer kenne ich seit 1995 als Mitglied des Schauspiel- Ensembles des Badischen Staatstheaters Karlsruhe. Seine humorvolle, präzise Erzählweise und der aussergewöhnlich spröde Charme seiner Arbeit überzeugten Macher und Publikum gleichermassen. Marc-Philipp verblüfft immer wieder durch eindrückliche und höchst persönliche Rollenkonturierungen, eine vital-offensive Spielweise, handwerklich professionelle Fertig- und Fähigkeiten und ist mir sowohl als Solist wie auch als Teamplayer immer ein die Produktionen bereichernder Spieler gewesen.
Thomas Schulte-Michels, Regisseur
Ich verfolge Marc-Philipp Kochendörfers Entwicklung als Schauspieler seit 12 Jahren und habe ihn als Regisseurin mehrfach besetzt, hervorzuheben in den Rollen des Michal in McDonaghs “Kissenmann”, als Aino in Brechts “Puntila” und als Michael Kohlhaas in einer Dramatisierung von Kleists Novelle.
Marc ist auf eine mich begeisternde Art äußerst versiert und interessiert in Typologien jedes Genres, so dass man mit ihm alles zwischen Seelentiefe und Klischee erarbeiten kann, vor allem aber dessen heikle Mischung.
Hierum ging es vor allem bei den angesprochenen Rollen: Michal ist der behinderte Bruder eines Schriftstellers, der in einem totalitären Staat beschuldigt wird, nach dem Muster seiner Erzählungen mehrere Kinder bestialisch ermordet zu haben - tatsächlich ist Michal der Mörder. Marcs Changieren zwischen arg- und wehrloser Kindlichkeit und eiskalter, wesenhafter Boshaftigkeit war schockierend natürlich.
So war Marc äußerst erfolgreich einsetzbar, wenn ich eine Charge vertiefen wollte, wenn also gleichermaßen der Mut eines Schauspielers zur Verfügungsstellung seiner Menschlichkeit, Offenheit oder Hilflosigkeit erforderlich war als auch sein Mut zum spielerischen und lustvollen Bedienen der dramatischen Funktion.
Das Interesse an und die Fähigkeit zu beidem in einem Schauspieler vorzufinden ist keine Selbstverständlichkeit. Dieser Fächerung seiner Fähigkeiten entspricht auch, dass man sich bei Marc weder mit Eitelkeiten noch mit Voreingenommenheiten beschäftigen muss. Er hat kein übliches Revier zu verteidigen - er betritt ein neues Feld und macht es zu seinem Revier. Ebenso wenig behindern ihn geschmackliche Festlegungen – sein ästhetisches und psychologisches Interesse erfasst klassische Werte und Formen, gleichermaßen ist er Zeitgeist-sattelfest.
Unser beider größtes und lohnendstes Wagnis war “Kohlhaas”. Es handelte sich hierbei um die Erarbeitung eines Solos mit ausschließlich Originaltext, d.h., dass sowohl die Erzählanteile als auch die sich äußernden Figuren von Marc zu bestreiten waren, jedoch nicht über Rollenwechsel, sondern durch die emotionale Beurteilung Kohlhaas’ des jeweiligen Vorganges oder der sprechenden Figur. Die hierdurch erforderliche Palette reichte von unangefochten männlichem bis machistischem Selbstbewusstsein über verbissene kläffende Rechthaberei, kleinkarierten Größenwahn und aggressive Resignation bis hin zu (auch weiblicher) Verletzbarkeit, Zärtlichkeit, Scham, Schulderkenntnis und Demut - und das eben ohne Zuhilfenahme von Schnitten, Kostümwechseln oder Partnern.
Zu unser beider größtem Stolz konnte Marc das Publikum zweieinhalb Stunden in Ruhe und Aufmerksamkeit auf den Sesseln halten (obwohl eine Pause Fluchtmöglichkeit geboten hätte), ohne sich anzubiedern. Der Arbeits- und Zeitaufwand dieser Produktion stellte auch Marcs Zähigkeit und konsequente Energie unter Beweis - neben dem Umstand, dass man es gut, sogar gerne monatelang mit ihm in hermetischer Probenzweisamkeit aushalten kann.
Marc-Philipp Kochendörfer ist also quasi “mein” Mann für’s Ungrobe, meine V-Waffe (wobei das V für Verblüffung und Vielschichtigkeit steht).
Ich habe ihn aber wohlgemerkt auch mehrfach in Inszenierungen anderer Regisseure gesehen, in denen die Produktionsbedingungen oder Figurenbedürfnisse gröbere Zugriffe erforderten, und weiß daher, dass Marc entschieden und absolut überzeugend “gerade” bzw. weniger feinstoffliche, starke Charaktere mit klarem Status entwerfen kann. Seine Ernsthaftigkeit, sein Hintersinn, sein Humor, sein nicht aktionistischer Arbeitswille und vor allem seine Offenheit machen zu alledem das Arbeiten mit ihm zu einer erfüllenden, bereichernden und höchsterfreulichen Angelegenheit.
Anke Bußmann, Regisseurin
Herr Kochendörfer hat die ihm übertragenen Rollen alle mit großem Können, mit Verve intensive gestaltet und jeweils großen Erfolg verbucht. Er war vielseitig und variabel einsetzbar. Sein Fleiß und sein Einsatz bei Proben und Vorstellungen waren vorbildlich. Darüber hinaus war er ein beim Publikum und Kollegen sehr beliebtes Ensemblemitglied.
Achim Thorwald, Intendant
Ich habe als Regisseurin die Zusammenarbeit mit Marc sehr genossen und ihn zum wiederholten Mal als sehr angenehmen, mitdenkenden, klugen und hervorragend- feinfühligen Schauspieler empfunden.
Er arbeitet erfrischend ernsthaft und war durch seine Offenheit und dauerhafte Konzentration auf die richtigen Fragen, seine schauspielerische Leistung und sein Gespür für Rhythmus und Sprache eine unverzichtbare Kraft und der grösste Gewinn für diesen Theaterabend!
Ursula Reiter, Regisseurin
....Hier übernahm Marc Philipp Kochendörfer die Titelrolle mit großer Ausdruckskraft, viel Sinn für Zweifel und Zwischentöne sowie die Entwicklung der Figur bis zu ihrem Tod am Galgen der Revolution. Mit Esprit und Professionalität nahm er den experimentellen Ansatz der Arbeit auf und gab den wirkungsmächtigen Bildern und Klanginstallationen durch die feine Psychologie seines Spiels eine weitere Ebene.
.... es folgten mit „Ein Volksfeind“ von Henrik Ibsen und „Biedermanns.umgezogen“ von Gisela Widmer (DSE) zwei so unterschiedliche wie anspruchsvolle Arbeiten. Wiederum in Hauptrollen besetzt interessierte Marc sich nicht nur für seine Rollen, sondern stets im Sinne der gesamten künstlerischen Konzeption. Er machte viele Angebote, durchdrang die ihm anvertrauten Rollen stimmlich wie körperlich sehr intensiv und arbeitete auffallend genau mit dem Text. Im Ensemblespiel erwies er sich als so fördernder wie fordernder Kollege. Mit großer Leichtigkeit setzte er sein Spiel in Beziehung zu den unterschiedlichen Regiehandschriften und vermochte sowohl die historischen Figuren wie den zeitgenössischen Islamisten glaubhaft zu verkörpern. Gerade bei Letzterem zeigte er ein feines Gespür für den schmalen Grat zwischen Bedrohlichkeit von und Empathie für eine Figur, die uns wohl auch in Zukunft noch Länger beschäftigen wird.
Tonio Kleinknecht, Regisseur und Intendant